Historie

90 Jahre Rudersport in Dormagen Kompakt

Der Ruderbetrieb in Dormagen begann in den ausgehenden 20iger Jahren des vorigen Jahrhunderts,  die man die goldenen 20iger nannte.

Was war das für eine Zeit ?

Nach dem verlorenen 1. Weltkrieg wurde Deutschland wieder in die Gemeinschaft der Völker, den Völkerbund in Genf aufgenommen. In Locarno waren Vereinbarungen über die Friedenssicherung und Stabilisierung des Nachkriegseuropas getroffen worden. In Deutschland wurden die besetzten Gebiete geräumt. Deutschland trat dem internationalen Schiedsgerichtshof bei. Dem politischen Aufwärtstrend folgte die wirtschaftliche Entwicklung. Der Reichsverband der Deutschen Industrie, die IG Farben, die Deutsche Rohstahlgemeinschaft, die Vereinigten Stahlwerke, die Lufthansa und viele andere wurden gegründet. Die erste Funk- und Automobil-Ausstellung fand in Berlin statt, die ersten Tonfilme liefen an, die Reichshauptstadt Berlin wurde zu einem ersten Kultur und Theater-Zentrum der Welt. Es gelang die erste Ost-West-Überquerung des Atlantiks im Junkers-flugzeug, Zeppeline flogen über Land und Meer. Jimmy and  Charlston waren neue Modetänze und der Bubikopf wurde modern. Sportreportagen gab es in den ersten errichteten Rundfunksendern.

In dieser Zeit fing man in Dormagen mit dem Rudern an.

Auch in Dormagen schritt die Entwicklung voran. Die 1925 gegründete IG-Farben-Industrie baute ihre Produktion aus, so dass immer mehr Arbeitsplätze geschaffen wurden. Wo viele    Menschen zusammenleben, bilden sich auch immer Vereine zur sportlichen Betätigung. So kam, durch die günstige Lage am Rhein bedingt, der Wunsch zur Ausübung des Rudersportes auf. Es war eine kleine Gruppe, die als Schüler oder Studenten gerudert hatten und in Anlehnung an den Ruderverein Bayer Leverkusen eine Zweigriege gründeten.

Begonnen wurde mit einem schwimmenden Bootshaus, das im Worringer Hafen verankert war. Es bestand aus zwei kleinen Holzhäusern, der eigentlichen Bootshalle und zwei Aufenthaltsräumen mit einer überdachten Terrasse.

Die Firma Bayer stiftete zwei Boote und vom Ruderverein Leverkusen wurden zwei gebrauchte Boote zur Verfügung gestellt. Der Ruderbetrieb war geprägt von kleineren Fahrten nach Hitdorf, Kasselberg, Langeler Holz, der internen Regatta in Leverkusen und schönen geselligen Stunden. Zu erwähnen ist noch, dass sogar in der Mittagspause gerudert wurde.

1928 Die Leitung der Ruderriege hatte Herr Dr. Mehler.

1932 übernahm Herr Dr. von Neuenstein die Führung der Riege. In seine Zeit fiel die Verlagerung des Bootshauses vom Wasser aufs Land. Dies war nötig geworden, weil der Eingang des Worringer Hafens sehr verschlammte und daher im Sommer bei Niedrigwasser nicht mehr gerudert werden konnte. So wurde das Bootshaus bei Hochwasser an Land gezogen und vor dem Hafen auf Betonfundamente gesetzt.

Die geselligen gemütlichen Elemente blieben erhalten, aber man traute sich mit den Booten etwas weiter weg. Es wird von Wanderfahrten an den Niederrhein, die holländische Grenze und von Linz berichtet.

1938 wechselte die Leitung der Riege an Herrn Dr. Harz.

Durch den Reichsverband für Leibesübungen stand Sport zur damaligen Zeit hoch im Kurs. Der Ruderbetrieb wurde viel disziplinierter. Anrudern und Abrudern war straff organisiert. Nach einem Pfiff aus Berlin vom damaligen Reichssportführer über den Rundfunk wurden      die Boote auf die Minute zu Wasser gelassen und das Rudern durfte beginnen.

Vierzehn Dormagener Ruderkameraden wurden zur Wehrmacht einberufen. Vier von ihnen kehrten nicht zurück. Es sind dies die Ruderkameraden Behnke, Putzig, Redeligs und Schnorbach.

Mit der Fortdauer und der Verschärfung des 2. Weltkrieges, vor allem des Luftkrieges in der Heimat, ging in den folgenden Kriegsjahren die Ruderei immer mehr zurück. Schiffe wurden auf dem Rhein bombardiert. Es wurden Minen gelegt, so dass der Ruderbetrieb im Frühjahr 1943 eingestellt werden musste.

Im März 1945 kam auf der linken Rheinseite der Zusammenbruch. Nach der Einnahme Dormagens durch die Amerikaner war die Straße nach Worringen 8 Wochen gesperrt und stand von der rechten Rheinseite her unter Beschuss.

In dieser Zeit wurde das Bootshaus ausgeplündert. Sämtliche Boote und die Anlegepritsche wurden gestohlen, Fensterrahmen und Türen des Hauses abmontiert und ganze Bretterwände herausgeschlagen. Der noch verbliebene Teil des Holzes wurde vom Bayer-Werk sichergestellt und für die wieder anlaufende Produktion verwendet. Bis auf ein Boot wurden die Boote wieder aufgefunden und mussten zum Teil mit Süßstoff losgekauft werden.

Da nun in Dormagen keine Rudermöglichkeit mehr bestand, durfte einmal in der Woche in Leverkusen gerudert werden. Dafür stellte das Bayer-Werk einen kleinen Lastwagen zur Verfügung, und 10-15 Ruderer fuhren jeden Donnerstag nach Merkenich, setzten dort mit        dem Werksboot zum Leverkusener Bootshaus über und ruderten ihre Wochenkilometer.

1948 übernahm Dr. Franz Gerstner die Leitung der Riege.

Zunächst ging es um die Erstellung eines neuen Bootshauses. Man einigte sich auf ein gepachtetes Gelände am Fährhaus Piwipp. Dort wurde ein hochwassersicheres Holzhaus erbaut. Zum Abrudern 1950 war es fertig gestellt, so dass der Ruderbetrieb wieder in Dormagen aufgenommen werden konnte.

Am 27.11.1952 beschloss man, einen selbständigen Verein mit dem Namen „ Dormagener Rudergesellschaft Bayer e.V.“ und eigener Flagge, blauweißes Feld mit dem gelben Bayer-Löwen, zu gründen. Zum Vorsitzenden wurde der Riegenleiter Dr. Franz Gerstner gewählt.

Das 25-jährige Jubiläum 1953 beging man festlich im Feierabendhaus mit den örtlichen Sportvereinen und befreundeten Ruderklubs. Der Verein zählte damals 100 Mitglieder, darunter viele Jugendliche. Die meisten kamen mit Fahrrädern – Autos gab es damals erst wenige – und verbrachten hier das Wochenende in fröhlicher Gesellschaft, dankbar dafür, dass es nach den Jahren der Not wieder aufwärts ging.

1954 trat der Verein dem Nordrhein-Westfälischen Regattaverband bei, eine Voraussetzung, um an ausgeschriebenen Regatten teilzunehmen. 1956 erhielten wir eine neue Pritsche und einen Fahnenmast.

Ab jetzt beteiligte sich die Rennmannschaft des Vereins immer häufiger an internationalen Regatten. In den 60-er Jahren wurden im In- und Ausland viele Regatten gefahren und gewonnen, so dass die örtliche Presse und die Fachpresse von der Leichtgewichts-Hochburg             Dormagen sprach.

War die Regattasaison beendet, wurde zuerst einmal kräftig gefeiert. Dann ging es auf Wanderfahrt. Es wurden Saar, Mosel, Rhein, Main, Lahn, Donau, Neusiedler See, Bodensee, Doubs, Saone, Rhone und der Lac du Bourget etc. befahren. Im Winter wurde im   Agrippa-Bad in Köln gerudert, und man hielt sich durch Gymnastik, Krafttraining und Spiele fit.

1965 übernahm Herr Dipl.Ing Rasch die Führung des Vereins und

1967 Herr Dr. Dietrich Winter.

1968 wurde das Bootshaus im Bereich Dusche, Toiletten und Werkstatt erweitert.

Am 50-jährigen Jubiläum hatte Herr Dipl.Ing. Dieter Adels das Amt des 1. Vorsitzenden inne, zu dem er 1971 gewählt worden war.

1978 – 1984 Herr Dr. Dieter Grenner übernahm das Amt des 1. Vorsitzenden. Aus beruflichen Gründen gab er dieses

1984 – 1987 an Herrn Dr. Günther Hahn ab.

1988 Herr Dr. Dieter Grenner übernahm wieder den 1. Vorsitz. In den Jahren seines Vorsitzes wurde das Bootshaus erweitert und umgebaut zu unserer heutigen Anlage.

2004 – 2014 führte Herr Dr. Walter Leidinger die Rudergesellschaft. In dieser Zeit konnten  größere Umbau- und Instandsetzungsprojekte (z.B. Umbau des Clubhauses, Anbau der Außenterrasse, Instandsetzung der Pritsche), die Eröffnung der Zweigstelle am Straberger See und der Erwerb des Grundstückes an der Piwipp umgesetzt werden.

2014  übernahm Herr Ulrich Milbacher die Führung des Vereins. Das Thema Sicherheit, wirtschaftliche Ausrichtung und  Weiterentwicklung des Vereins standen hier bisher an erster Stelle. Als besonderes Highlight sei die Dachinstandsetzung in 2018 von Boots- und Clubhaus sowie die Fassadenerneuerung des Bootshauses-  die mit großem Engagement der Mitglieder durchgeführt worden sind  – erwähnt.